Zeige Ihm deinen Plan, auf den du wirklich stolz bist, da viel Hirnschmalz und Herzblut hineingeflossen ist und du mit deiner ganzen Persönlichkeit dahinter stehst…
So ist es uns gegangen – Gott hat sehr gelacht! Geplant war ein Fest, ein sehr großes schönes Fest mit unseren Freunden und Familien. Mit Schiffstaufe, Party und einem Ablegen der schönen Freespirit am Sonntag, 24.05.2020, um eben der Sonne entgegenzusegeln.
Schöner Plan.
Und dann kam eine winzige Kleinigkeit, die die Welt in Atem hielt und unsere Pläne purzelten in alle Richtungen auseinander.
So ist das Leben.
Aber das Schöne daran ist, dass wir Menschen sind – flexibel, anpassungsfähig und mit Humor ausgestattet, viel Humor.
Und so haben wir beschlossen, keine Pläne zu haben und uns die Gegebenheiten anzusehen und auf die jeweilige Situation zu reagieren.
Und gut war diese Entscheidung: Wir haben einen Gang zurückgeschalten und uns dem Schiff nicht generalstabmäßig sondern mit Gefühl genähert. Und es ist ein sehr spannendes Kennenlernen.
Wenn wir mit Druck unbedingt Aufgaben erledigen wollen, gibt uns das Schiff den Druck zurück. Wenn wir Schritt für Schritt uns in den Bauch unserer Schönheit vorwärts arbeiten, beschenkt sie uns mit Schaltern, die wir schon lange gesucht haben und plötzlich durch einen anderen Blick sehen, Wir entdecken gut erhaltene Substanz, wenn wir den Mut aufbringen mit dem Hammer den Rost entgegen zu treten und wirklich fest auf die Außenhaut schlagen. Wir freuen uns über alle Geräte und Maschinen, die einwandfrei funktionieren und uns das Leben wirklich sehr angenehm gestalten.
Was ist seit Februar (Jutta seit 12.02. und Christian seit 19.02.) so alles geschehen?
Tja – das wahre Zentrum und Christians Lieblingsplatz, sprich Maschinenraum, wurde von unnötigem Ballast gesäubert: Schläuche, teilweise Kabel, Batterien, die alte Entsalzungsanlage, der alte Boiler, eine der alten Bilgesysteme, Motoren für diverseste Geräte, die es garnicht mehr gab, und ein Ersatzteilkasten wurden abgebaut und entfernt.
An Deck wurden Löcher entdeckt und geschlossen, die alte Ankerwinde mit viel Liebe gereinigt, um kurze Zeit später zu erkennen, dass sie für die Kette, die unsere Freespirit benötigt, zu klein ist und ausgetauscht werden muss. Wanten wurden fixiert, damit unser Hauptmast keinen Schlangentanz im Frühlingssturm machen muss, Backskisten wurden durchwühlt und der Inhalt nach Sinnvoll und Sinnentleert geteilt und zweiteres entsorgt. Es wurde geputzt, geschwitzt und Altes und Neues wieder verstaut.
Unter Deck wurde jede Kabine mindestens einmal ausgeräumt, geputzt und wieder eingeräumt – vorläufig mal, bis den Tidls einfällt, dass man da ja noch was machen könnte….
Die Galley ist schon voll im Besitz der Dame des „Hauses“ 😉 – Sie war auch das erste Objekt des Putzwahns, den Jutta befallen hat, nachdem sie ein paar Tage ohne Christian war. Alles Mitgebrachte fand seinen Platz und es wird weiter optimiert.
Optimieren ist am Schiff ein Normalzustand und ein ständiger Prozess – da heißt es oft: Zurück zum Start und nochmals räumen, umschlichten, ausmisten. Dafür braucht es aber Zeit, und diese hat uns das Leben geschenkt.
Wir sind noch am Trockendock in Preveza und das ist gut so! Es ermöglicht uns, gelassener unsere Aufgaben anzugehen, auch mal Fünfte grad sein zu lassen, um nach einer Pause gestärkt an den Lösungen zu arbeiten, zu diskutieren, Ideen zu verfeinern und zu verwerfen, Alternativen zu überlegen, zu analysieren und zu Entschlüssen zu kommen. Im Internet zu recherchieren (wenn möglich), Bestellungen aufzugeben und Pakete entgegen zu nehmen, im Marinashop Ersatzteile und Material zu kaufen (seit sie wieder geöffnet haben) und am Schiff der jeweiligen Bestimmung zuzuführen.
Auch nach vier Monaten entdecken wir Neues – das ist bei unserer Neugier eher unüblich, wir sind sonst schneller 😉 – wägen ab, welche die nächsten sinnvollen Schritte sind, passen uns dem immer heißer werdenden Wetter an und haben einen entspannten Rhythmus für uns gefunden.
Was nehmen wir aus der momentanen Welt-Situation für uns mit?
Uns geht es hier sehr gut – wir sind fast alleine auf einem riesigen Privatgrundstück inmitten eines Mastenwaldes, wir haben die Marina für uns: Kein Maskentragen (wenn wir nicht in den Shop wollen), freies Bewegen am Grundstück, Wasser und Strom für’s Boot, Schöne Sanitäre Anlagen nur für uns, Waschmaschine und wild wachsende Pfefferminze, die niemand haben will (der erste Sirup ist bereits in der Flasche und Blätter für Tee getrocknet ;-)). Wir gönnen uns ein kleines Auto, um mobil zu sein. Das ist Luxus. Und natürlich unser Morgenkaffee an Deck mit wunderschönen Gesprächen und die Sonnenuntergänge am Heck mit einem Tagesausklangstrunk (Sun downer).
Natürlich ist das Leben in Griechenland genauso beschränkt wie überall anders in der Welt. Aber die Griechen sind ein lebensbejahendes, fröhliches Volk, die korrekt mit Augenzwinkern den Anweisungen folgen. Seit März gilt Masken- und Handschuhpflicht, das Betreten von Geschäften ist nur einzeln möglich und nur eine gewisse Anzahl an Kunden darf auf der Verkaufsfläche sein, anfangs war eine völlige Ausgangssperre (außer bei Notfällen und für die Lebensmittelversorgung, Arzt oder Apotheker), seit Muttertag haben die Restaurants geöffnet und am 1.Mai gab es einen großen Maiaufmarsch. Neben den Lebensmittelmärkten haben seit 2 Wochen auch andere Geschäfte geöffnet und uns ist stark aufgefallen, dass es wieder lauter wird: mehr Verkehr, mehr öffentliches Leben.
Ab 18.Mai darf das Meer wieder genutzt werden: Schwimmen und Schifffahrt sind erlaubt – daher wird es jetzt auch in der Marina etwas emsiger: Einheimische, die ihre Boote über Winter aus dem Wasser genommen haben, putzen und reparieren diese und wir nehmen an, dass ab dieser Woche viele Jachten zu Wasser gelassen werden.
Wir befinden uns mit unserer Schönheit in der Sektion der Berufsschiffahrt: Ausflugsboote, Charterjachten und -Katamarane werden vorbereitet für die diversen amtlichen Inspektionen. Ob sie auch zu Wasser gelassen werden, steht noch in den Sternen, hier siegt noch die Skepsis – die Saison ist bis dato abgeschrieben.
Unser Nachbar, Kapitän eines 93-Personen Ausflugsschiffes, hat im Scherz gemeint, dass wir im Oktober immer noch am Trockendock sind, wenn er mit seinem Ausflugsboot Ammoilia, das zwischen Paxos und Antipaxos fährt, wieder zum Einwintern kommen wird. Christian hat nur lapidar gemeint, dass wir ihn im Sommer auf Antipaxos mit unserer Freespirit besuchen werden. Schlagabtausch zwischen Seemännern.
Aber der Austausch tut gut, soweit unsere Nachbarn des Englischen mächtig sind, denn wir erfahren so manche Tricks und Tipps in der Bootserhaltung durch die erfahrenen Seebären. Ein weiterer Nachbar restauriert seit 20 Jahren ein wunderschönes Holzschiff, das er ebenfalls für Ausflüge anbietet. Jedes Jahr kommt was Neues hinzu, erzählt er uns Augenzwinkernd während er eine unserer selbstgebackenen Zimtschnecken verzwickt. Und zu den Zimtschnecken: „Die heißen Saraglakia“. Damit hatten wir unsere erste Griechischlektion.
„Jetzt hör’ ich auf zu Schreiben und fang an zu kochen ;-)“ – „Aber speicher’s ab!“ Waren die Worte des besten Ehemanns der Welt. 😀
Kali Spera!
Eure Jutta
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10 Antworten
Hallo, ihr Lieben, sogar aus weiter Ferne hast du, lieber Christan, mein Anmeldeproblem lösen können. Danke – wie man sieht, geht es jetzt. Die Kommunikation funktioniert – hoffentlich bei
euch auch alles andere – wie zB die Flaggen-Fragen… aber ihr habe etliche Gänge runter geschalten und wirkt entspannt und geduldig…
Alles Liebe, Claudia
alles paletti – und wie Du sagst das Runterschalten hat seine eigene Qualität. 🙂
Ja – wir würden jetzt auch schon bei euch mit einem Sun Downer sitzen und diesen Flair genießen …
Aber das wird sicher noch nachgeholt – dafür wird sicher alles schon tip top fertig sein und um so mehr werden wir alle die Schiffstaufe feiern!
bis dahin freuen wir uns über eure Berichte
Astrid und Günter
ja genau das werden wir machen! Wir freuen uns schon sehr!
Hallo Ihr Landratten,
Es werden Euch sicher bald Seebeine wachsen, Ihr habt ja Zeit. Dafür ist eure Yacht dann perfekt und Ihr erspart euch auf See Überraschungen.
Das schöne beim Arbeiten am Schiff ist, Ihr macht die Arbeit für Euch. Am Abend ist man angenehm Müde und freut sich über die Dinge, die man von der to do List streichen kann.
Wir sind vor acht Jahren vom Schiff aufs Wohnmobil gewechselt, da mit ein paar Wochen Urlaub im Jahr das Schiff zu wenig genützt wird. So genießen wir seitdem Griechenland von der Landseite.
Wir wünschen Euch viel Erfolg und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
Theres und Andi
Wir spüren die Seebeine schon ganz heftig, und trotzdem ist alles gut so wie es ist. Wie Du richtig sagst, die Arbeit macht Freude und Müde und wir werden die Ernte einfahren.
Alles Liebe und vielleicht sehen wir uns ja bald auf einer der Inseln!
Das klingt ja wunderbar und wenn ich mir die vielen Photos die ihr gepostet habt ansehe dann hat diese Planänderung ja auch etwas Gutes. Ich wünsche Euch auf jeden Fall toi-toi-toi das ihr bald die notwendigen Dokumente bekommt. Geniesst die Zeit – es ist überall dort schön wo man es sich schön macht.
Jürgen
Jürgen da hast Du recht und danke für die lieben Wünsche! Bis bald!
Danke für das Update Jutta und Christian,
ich hoffe für Euch, dass Ihr Euer Boot bald ins Wasser kommt und dass es bald „richtig“ los geht.
Noch mehr aber hoffe ich und freue mich auf ein Wiedersehen mit Euch – Wir vermissen Euch sehr!
Alles Liebe, herzliche Grüße und viele Bussis schickt
Gerdschi & seine Mädels … 😉
Alles hat seine Zeit und wir freuen uns schon darauf wenns klappt – auf ein Wiedersehen mit Euch freuen wir uns ganz besonders! Alles Liebe!