Euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest auch auf diesem Weg. Und wie es so ist, da wir uns aus der Hektik des Alltags herausgenommen haben und dieses Jahr besonders, zusätzlich auch noch durch Corona, zur Reduktion und Ruhe gefunden haben, nehme ich mir jetzt auch die Zeit, um einen kleinen Rückblick auf 2020 zu tun.
Alles in Allem sind wir wirklich sehr zufrieden mit diesem Jahr, das völlig anders kam, als es angedacht war. Als wir im Jänner in Panama und Paraguay waren und den Anfang vom Auszug aus Österreich genossen haben, sind uns zum ersten Mal die Masken bei den chinesischen Reisenden aufgefallen und wir haben darüber gelacht und konnten nicht im Traum glauben, dass das bald die ganze Welt tun würde. Zurück aus Mittel- und Südamerika hieße es, die letzten noch nicht verpackten Habseligkeiten zu verpacken und ein geeignetes Gefährt für unsere Übersiedlung nach Griechenland in die Marina und auf unser Schiff zu organisieren. Nach einigem Hin und Her war dann klar, ein Klein-LKW von Mercedes hat genug Ladefläche und ist auch preislich verträglich mietbar, solange wir das Auto wieder selbst zurückbringen. Ein One-Way Mietverhältnis hätte genau so viel gekostet wie ein Übersiedlungstransport – rund 3.500 Euro. So entschieden wir uns für die Variante „Rückbringung leer“, die um knapp 1000 Euro Mietpreis für uns OK erschien.
Am 11. Februar 2020 war es dann so weit: Alles, was wir mitnehmen wollten, war auf der Ladefläche verstaut, die Katze, unser Mäderl, im Katzenkörbchen im Führerhaus und Jutta daneben. Einmal noch Luft in den Reifen kontrollieren, Volltanken und ab ging’s Richtung Griechenland.
Wir nahmen die EU Strecke, weil wir hofften, mit unserem ganzen Gerödel auf der Ladefläche unkompliziert innerhalb der EU zu reisen – wegen Zoll und so. Also von Eisenstadt mal über die ungarische Grenze und weiter durch Rumänien, Bulgarien bei Sofia vorbei und dann bei Thessaloniki nach Griechenland und weiter nach Preveza. Die Reise dauerte ca. 25 Stunden, mit ein paar wenigen Pausen, um ein paar mal die Augen zu zu machen und eine Kleinigkeit zu essen. Der Plan, an den Grenzen kaum behelligt zu werden, ging ganz gut auf. Bis auf Griechenland, wo wir es am wenigsten erwartet hätten. Beim Übertritt von Bulgarien nach Griechenland wurden wir aufgefordert, mit unserem 3,5 MaxGesamtgewicht Klein-LKW auf die Waage zu fahren. Alle anderen hat das nicht interessiert.
Uns wurde dann gesagt, unser Wagen würde 4 Tonnen auf die Waage bringen, und wir müssten jetzt 2000 Euro Strafe zahlen. Das nach knapp 21 Stunden Autofahrt war ein wenig unpassend. Ich war aber schlau genug, mich nicht mit den Grenzern anzulegen. Im Gegenteil, ich öffnete einfach die Ladefläche, zeigte den Beamten, dass das alles privates Zeug ist, und dass das alles ist, was wir noch haben, nachdem wir jetzt auf ein Boot übersiedeln und um die Welt segeln wollen. Dabei stülpte ich effektvoll meine Hosensäcke aus der Hose und erklärte, dass das da im Wagen alles ist, was ich habe, und kein Geld für Strafen übrig ist.
Darauf hin lachte der ältere der beiden Beamten und nach einem kurzen Getuschel winkte er uns weiter und wir sollten nicht erzählen, wo wir über die Grenze gekommen sind und vorsichtig weiterfahren. Ich war flugs im Führerhaus und weiter ging’s.
Nach einem mehrtägigen intensiven Entladevorgang und Unterbringung unserer Schachteln an Deck unter einer Plane, machte ich mich allein mit dem leeren Mercedes wieder auf den Rückweg. Diesmal über Nordmazedonien, Serbien und Ungarn. Ich dachte „Leer ist das unkompliziert und kürzer“. Weit gefehlt: Mit einem leeren LKW über die Grenze zu fahren ist weit komplizierter als mit einem vollen, durfte ich lernen. Denn an jeder Grenze musste ich zum Zoll und den Beamten vorweisen, dass die davor liegende Grenzstation mir bescheinigt hat, dass der LKW bei Grenzübertritt schon leer war. Und jede weitere Zollstation musste das für die nächste wieder bestätigen. Faszinierend.
Wenigstens kostete diese Amtshandlung nichts, darüber war ich auch verblüfft.
Egal, ich kam dann nach ca. 20 Stunden in Eisenstadt mitten in der Nacht an und übernachtete ein letztes Mal in unserer Wohnung, die wir ab März an einen lieben Freund vermietet hatten. Am nächsten Tag brachte ich den Mercedes in Wien zurück und übernachtete noch eine Nacht bei einem Freund, um am 19. Februar 2020 nach Athen zu fliegen, um mit dem Bus dann nach Preveza zu meinen Mädels zu fahren. Um ca. 19:00 Uhr waren wir dann vereint und ich fiel in die Koje.
Das war die letzte Gelegenheit, vor den Corona Restriktionen zu reisen, und wir waren in der Erwartung, nun bis Mai unser Schiff flott zu machen, um dann wie geplant ein Abschiedsfest zu starten und loszulegen. Daraus wurden dann dank Corona nichts und wir entdeckten, dass es doch mehr Zeit braucht, das Schiff auf uns anzupassen und die eine oder andere Stelle im Boot zu erneuern. Für uns war Corona somit dieses Jahr wirklich etwas, das uns half, los zu lassen und den natürlichen Lebensfluss zu leben, ohne selber ständig Druck zu machen, bestimmte Termine einzuhalten.
Wenn alles gut geht, werden wir Ende März 2021 unser Schiff fertig überholt und angepasst haben, so, dass wir in den nächsten Jahren nur mehr Wartungsarbeiten haben oder gewollte Umbauprojekte erfinden.
Die Erfahrungen mit unseren griechischen Gastgebern waren wunderbar. Hier in der Marina herrscht ein hohes Maß an Kompetenz und der Wille zu guter und relativ günstiger Dienstleistung. Wir haben in der Bootscommunity schon einige Freunde gefunden, auch wenn heuer viele nicht zu Ihren Schiffen gekommen sind.
Zur Zeit sind wir in Preveza in einem Appartement bis 11. Jänner 2021, da die Marina urlaubsbedingt komplett geschlossen hat, und wir diese Auszeit vom Schiff samt Katze genießen. Wir machen sozusagen Stadturlaub und wohnen über den Dächern von Preveza in einem netten, kleinen, preislich verträglichen 2-Zimmer-mit-Bad Appartement. Wir dürften einen Taubenkobel am Dach haben, denn die sind den ganzen Tag hörbar. Was uns weniger fasziniert als unsere Katz.
Am Schiff haben wir diese Jahr viele Projekte und Reparaturen gemacht, von denen ich ein anderes Mal gesondert erzählen möchte.
Aufgrund der Corona Situation, haben wir uns auch keine Auszeiten und Griechenland-Erkundungen gegönnt, bis auf einen sehr netten 3-Tages-Segeltörn mit einem ausgeliehenen 23 Fuß Segelboot und Freunden aus Österreich, die uns spontan im Sommer zu Zeiten der Lockerungen besucht und eine Woche tatkräftig mitgeholfen haben, und dann mit uns nach Paxos und Antipaxos gesegelt sind. Das war vollkommen entáxei (In Ordnung) für uns!
Griechisch haben wir bis her nicht gelernt, ausser die Höflichkeitsbezeugungen bei Begrüßung und Verabschiedung und ein paar wenige Begriffe zur Minimalverständigung. Jeder hier spricht wunderbar Englisch und viele sogar Deutsch.
Na ja ca. 50% der Griechen leben im Ausland und viele haben in Deutschland und Österreich gelebt und sind wieder zurück, vor allem die älteren. Der Rest lebt hauptsächlich in Athen und Thessaloniki und sonst sind vor allem die Inseln und Küsten, wo Tourismus möglich ist, besiedelt. Preveza zum Beispiel ist eine Stadt mit 20.000 Einwohnern und ist eine der größeren. Somit alles sehr entspannt und gemütlich hier.
Wir wünschen Euch noch schöne Feiertage und ein wunderbares und Neues Jahr, in dem das Miteinander wieder einfacher ist.
Stay tuned bis zum nächsten Beitrag!